Staatliches Gymnasium Holzkirchen
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Wir wollen etwas aufbauen

 

Unter diesem Leitgedanken entschied sich das Staatliche Gymnasium Holzkirchen gleich im ersten Jahr seines Bestehens dafür, eine Partnerschaft mit der gemeinnützigen Hilfsorganisation United World Schools (UWS) einzugehen. Ziel dieser Partnerschaft ist es, eine Dorfschule in Nepal, die erste dort überhaupt, mit aufzubauen.

Während der Aufbau des Gymnasiums seit seiner Gründung im Jahr 2014 zügig weiter voranschritt, getragen vom Gestaltungswillen und von der Begeisterung der Lehrer, Eltern und Schüler für die Vision eines neuen Ortes des miteinander Lebens und Lernens, sollte auch das soziale Engagement der Schulgemeinschaft auf vielfältige Weise ausgebaut werden. Die durch lokale Kontakte ins Leben gerufene Kooperation mit United World Schools ist ein Anfang und wurde am 9. Dezember 2015 mit der Urkundenunterzeichnung durch Herrn Kisters und Frau von Borries, der Repräsentantin von UWS in Deutschland (ConCultures e.V.), besiegelt. Die Form der Schulpartnerschaft ermöglicht einen direkten Kontakt zu der im Aufbau begriffenen Schule in Nepal, den Schülern und den Lehrern vor Ort und ermöglicht es den Helfern und Unterstützern in Holzkirchen zu sehen und nachzuvollziehen, wohin die gemeinschaftlichen Bemühungen gehen.  

 

Das Dorf in Nepal

Die geplante Schule liegt in einer der ärmsten Regionen der Erde, im Dorf Gufa, in einer Gegend, in der die Kinder sonst kaum Zugang zu Bildung haben. Der Alltag der Kinder ist hart und sie müssen durch Arbeit zum Unterhalt der Familie beitragen. Zur Schule dürfen sie nur gehen, wenn sie dort auch Essen bekommen und somit selbst versorgt sind. Für die Kinder in Gufa bedeutet Bildung die Chance, der Armut zu entfliehen. Sie haben so eine gesicherte Zukunft in Aussicht. Den Dorfbewohnern ist dies bewusst, so dass das Schulprojekt von der gesamten Dorfgemeinschaft unterstützt wird.

 

Die Helfer in Holzkirchen

So wie die junge Schule in Holzkirchen weiter wächst, soll auch die Hilfe für die Dorfschule in Nepal in vielerlei Hinsicht ausgebaut werden. Seit der Urkundenunterzeichnung haben Kollegen aus unterschiedlichen Fachbereichen zusammen mit ihren Schülern im Rahmen von vielfältigen Spendenaktionen Geld gesammelt.

Doch es geht den Initiatoren dieses gemeinnnützigen Projekts nicht nur darum, möglichst viele Spendengelder nach Nepal überweisen zu können. Ebenso soll die Lebenssituation der Menschen vor Ort im Unterricht thematisiert und die Ergebnisse dieser Arbeit einem größeren Publikum vorgestellt werden. Beispielsweise haben die Religions- und Ethikkollegen mit ihren sechsten Klassen im Rahmen der Unterrichtsthemen Kinder in armen Ländern sowie Kinderrechte die Situation der Kinder in Nepal näher beleuchtet. Außerdem wurde im November vergangenen Jahres ein Workshop mit anschließender Podiumsdiskussion durchgeführt. In diesem Rahmen vermochten freiwillige Helfer, die gerade in der Region vor Ort im Einsatz waren (Frau von Borries sowie eine Oberstufenschülerin eines benachbarten Gymnasiums), den gebannt lauschenden Zuhörern lebendig von den Lebensumständen dort zu erzählen.

Unter dem Eindruck dieser Erfahrungsberichte entstand die Idee, als erste kleine Hilfsaktion für Gufa einen Kuchenverkauf während des Elternsprechtages zu organisieren. Die Kinder erarbeiteten dazu Infoplakate und halfen tatkräftig beim Verkauf mit. Es konnte insgesamt eine stolze Summe von knapp 540€ gesammelt werden. Ein toller Erfolg für das gerade ins Leben gerufene Projekt.

 

Die Spendenaktionen

Doch was sollte nun mit dem Geld geschehen? Die an dieser Spendenaktion beteiligten Schüler und Lehrer beschlossen gemeinsam, die Summe in den Kauf von Schulmaterialien und Büchern für den Schulstart zu investieren, denn ohne diese ist Unterricht langfristig nicht möglich.

Doch weit davon entfernt, sich auf diesem ersten Erfolg auszuruhen, wurde sogleich motiviert die nächste Etappe in Angriff genommen. Am letzten Tag vor den Weihnachtsferien, als viele im Kopf eher damit beschäftigt waren, die letzten Weihnachtsgeschenke oder das Weihnachtsmenü zu planen, informierten die Schülerinnen und Schüler der Ethikgruppe von Frau Heiland und der Religionsgruppe von Frau Fraundorfer-Winderl in mehreren Veranstaltungen die gesamte Schulgemeinschaft über die Situation der Kinder in Nepal, das Projekt und seinen Fortgang. Es wurden darüber hinaus in einer Umfrage auch Vorschläge für weitere Möglichkeiten des Engagements von Seiten der Schülerinnen und Schüler gesammelt.

Der Ideenreichtum und die Vielseitigkeit der schriftlich formulierten Vorschläge überstiegen bei weitem die Erwartungen der moderierenden Kollegen. Unter den am häufigsten genannten Ideen wie das Organisieren eines Kuchenverkaufs oder Spendenlaufs waren auch Vorschläge, wie beispielsweise einen sozialen Tag anzubieten, im Rahmen dessen nicht nur das Nepalprojekt, sondern auch andere Wege des sozialen Engagements für die Schüler und Lehrer aufgezeigt und erprobt werden könnten.

Im neuen Jahr taten sich wiederum die Französischklassen der Jahrgangsstufe 8 zusammen und beschlossen, am Tag der Deutsch-Französischen Freundschaft am 22. Januar 2016 mit tatkräftiger Unterstützung seitens der Eltern französische Kuchen und Törtchen zu backen und zugunsten des Schulbaus in Gufa zu verkaufen.

 

Ein Stück Kuchen für 5 Tage Schule

Durch die Gespräche am Rande solcher Veranstaltungen wurde manchem erst richtig bewusst, wie viel auch Kleinigkeiten bedeuten können: „Wenn ich ein Stück Kuchen kaufe, kann davon also eine Schultasche für ein Kind in Gufa finanziert werden. Wenn ich 1,50 € gebe, kann ein Kind in Gufa eine Woche lang die Schule besuchen.“

Es blieb aber nicht mehr beim Kuchenverkauf. Im März startete die kurzfristig angesetzte Sammelaktion Legobausteine. Frau von Borries hatte angeboten, diese im Koffer mitzunehmen und den Helfern direkt nach Gufa mitzugeben, und zwar im Umfang von ganzen 8 Kilogramm. Auch die Firma LEGO GmbH selbst sendete auf Initiative von Herrn Dr. List ein gewaltiges Paket gefüllt mit den bunt-fröhlichen Bausteinen nach Holzkirchen. Und wieder war es vor allem auch der Hilfe mehrerer Schüler aus verschiedenen Klassenstufen zu verdanken, den Ansturm der Legospenden zu bewältigen. Gedacht sind die Legobausteine vor allem auch für die Geschwister der künftigen Schulkinder, da die Mädchen ganztags ihre kleinen Brüder und Schwestern betreuen müssen, während die Jungen im arbeitsfähigen Alter auf den Reisfeldern mithelfen.

 

Der Höhepunkt im Schuljahr: Tag der offenen Tür

Zum absoluten Höhenpunkt des gemeinschaftlichen Engagements für die Partnerschule in Nepal im vergangenen Schuljahr wurde schließlich der Tag der offenen Tür.

Die zahlreichen Besucher, die gekommen waren, um das neue Gymnasium und vor allem die, die es mit Leben erfüllen, die Schüler und Lehrer, in Action zu erleben, räumten das Kuchenbuffet bis zum Ende des Tages vollständig leer. Die Einnahmen aus diesem Verkauf  sowie freiwillige Spenden der Besucher ergaben zusammen die gewaltige Summe von 2148,57 €. Darin sind auch enthalten ein Teil der Erlöse aus dem Waffelverkauf (100 €), die wiederum die Mediatoren des Gymnasiums, also Schüler, deren Aufgabe es ist, bei der Streitschlichtung zu helfen, gerne beigesteuert haben.

Die Schülerinnen und Schüler der 5c hatten zusammen mit ihrer Lehrerin Frau Fraundorfer-Winderl im Vorfeld Tische und Stühle zusammengerückt und liebevoll mit Blumen und Bildern von Kindern aus Gufa dekoriert. Zahlreiche Schüler und backfreudige Eltern hatten wiederum fleißig Kuchen und Torten aufgefahren, so üppig, dass sich darunter die Tische bogen. Tatkräftig übernahmen die Eltern auch den Kuchen- und Kaffeeverkauf, und sie hatten wahrlich alle Hände voll zu tun.

Der Tag der offenen Tür mit dem schon traditionellen Besucheransturm wurde aber auch genutzt, um das Nepalprojekt einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Dazu hatten die Klasse 6d mit Frau Miethaner und die Ethikgruppe der 6. Klassen von Frau Heiland Stellwände mit Fotos und grundlegenden Infos zum Leben der Dorfbewohner, insbesondere der Kinder, farbenfroh und anschaulich gestaltet.

Um das geplante Schulhaus, das im Juli diesen Jahres bereits fertiggestellt werden soll, über die Bilder von der Baustelle und Grundrisspläne hinaus greifbarer zu machen, hatte Iris Bianca Henning aus der Klasse 6a eigenständig nach den Originalplänen ein maßstabsgetreues Modell der Schule mit authentischen Baumaterialien gebaut.

 

Die Zukunft unserer Kinder

Auch nach dem großartigen Erfolg am Tag der offenen Tür stellt sich wieder die Frage, was mit den Spenden geschehen soll. Kontaktperson von UWS ist der Engländer Jack Clark, selbst Lehrer von Beruf, der die Nepal-Koordinatoren am Gymnasium immer mit den neuesten Informationen über die Baufortschritte versorgt und Vorschläge für die Verwendung der Spendengelder macht.

Seit Juli steht nun schon der Rohbau der Schule. Nachdem einige Hindernisse zu überwinden waren, darunter die dieses Jahr frühzeitig und besonders heftig einsetzenden Monsunregenfälle sowie Schwierigkeiten beim Transport des Baumaterials zur Baustelle, war die Freude über die Fertigstellung des Rohbaus umso größer, in Gufa und hier in Holzkirchen.

Außerdem wurden inzwischen auch die von Schülern und Eltern des Gymnasiums jüngst im März gesammelten LEGO-Bausteine im Umfang von immerhin 8 kg an die Dorfbewohner übergeben. Wer mit den bunten Bausteinen vertraut ist und bisweilen am damit verbundenen scheinbaren Chaos verzweifelt, weiß: beim Zusammenbauen ist der Fantasie keine Grenzen gesetzt und vielleicht bastelt der ein oder andere künftige Schüler in Gufa ja schon selbst an einer kleinen Dorfschule.

Parallel zum Bau der Schule werden die Lehrer ausgebildet, die in der Schule unterrichten sollen. Sie sind im Ort anerkannt und werden durch erfahrene Spezialisten angeleitet. Das eingesammelte Geld soll nun in ihre Ausbildung investiert werden, und damit letztlich auch in die Ausbildung und Zukunft der Kinder.

Die Zukunft hat für die Kinder bereits begonnen, und darauf können alle, die dieses Projekt bisher in so vielfältiger Weise unterstützt haben, stolz sein.

 

Das gegenwärtige Gufa-Team:

Beate Bauer, Maria Fraundorfer-Winderl, Christiane Heiland, Barbara Krenner, Dr. Andreas Lauer, Dr. Ulrich List, Peer Mickeluhn, Kathrin Miethaner, Gebhard Mohr, Barbara Pfahl, Manfred Reber, Eva Rendle, Monika Tarnutzer, Ursula Zimmermann  

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